Lot 45
  • 45

Cuno Amiet

Estimate
180,000 - 250,000 CHF
Log in to view results
bidding is closed

Description

  • Cuno Amiet
  • Nebellandschaft, 1922
  • Unten rechts monogrammiert und datiert
  • Öl auf Leinwand
  • 59.5 x 72.5 cm

Provenance

Privatbesitz, Schweiz

Exhibited

Thun, Thunerhof, Kunstsammlung der Stadt Thun, Cuno Amiet (1868-1961). Werke seit 1918, 1968, Nr. 22
Bern, Kunsthalle, Cuno Amiet, W. Bangerter, Fritz Pauli, 1923, Nr. 20

Condition

Not relined. Canvas slightly loose and buckling. Some craquelure. Some paint losses. Paint losses in the sky flaking slightly, to be restored. Mild surface cleaning recommended sometime or other. Original condition, no retouchings visible under uv-light. Good condition.
"In response to your inquiry, we are pleased to provide you with a general report of the condition of the property described above. Since we are not professional conservators or restorers, we urge you to consult with a restorer or conservator of your choice who will be better able to provide a detailed, professional report. Prospective buyers should inspect each lot to satisfy themselves as to condition and must understand that any statement made by Sotheby's is merely a subjective, qualified opinion. Prospective buyers should also refer to any Important Notices regarding this sale, which are printed in the Sale Catalogue.
NOTWITHSTANDING THIS REPORT OR ANY DISCUSSIONS CONCERNING A LOT, ALL LOTS ARE OFFERED AND SOLD AS IS" IN ACCORDANCE WITH THE CONDITIONS OF BUSINESS PRINTED IN THE SALE CATALOGUE."

Catalogue Note

Die Vollendung seines grossen Dekorationszyklus für die Loggia im Kunsthaus Zürich bedeutete für Cuno Amiet 1918 den Beginn einer neuen Phase in seiner Malerei. Georg Schmidt, der nachmalige Direktor des Basler Kunstmuseums, schrieb 1921 anlässlich einer Retrospektive Amiets über dessen ab diesem Zeitpunkt entstandene Landschaftsgemälde: "Hier gibt es nichts als die fast brutal nackte, jauchzende Farbe. Keiner unserer Schweizer Maler reicht in der Elementarität der Farbe an Amiets neueste Landschaften heran, und hier steht Amiet als Wesensverwandter neben, nicht als Epigone hinter van Gogh. […] die kühne Vitalität ist hier völlig rein und natürlich.“[1] Diese Einschätzung trifft auch auf die 1922 gemalte "Nebellandschaft“ in besonderem Mass zu. Amiet nahm die titelgebende dunstige Atmosphäre als Vorwand zum Verzicht auf die Wiedergabe motivischer Details und zur fast vollständigen Reduktion räumlicher Wirkung. Farbgebung und Faktur sind von jeder gegenständlichen Allusion befreit und haben keinerlei Form bildende Funktion. Erst die ungefähr auf der horizontalen Mittelachse nonchalant hingesetzten wenigen Baumsilhouetten lassen die untere Bildhälfte als Hügel oder Ebene vor kulissenartig gestaffelten, flächigen Hügelzügen und Bergen erkennen. Die zwei Bereiche weisen unterschiedliche Arten des Farbauftrags auf. Während die untere Bildhälfte  – der Begriff Vordergrund ist bei diesem Gemälde unpassend – von einem impulsiv energischen Pinselduktus strukturiert wird, ist die Farbe im Bereich der oberen Bildhälfte bzw. des Hintergrundes mit dem Pinsel und dem Palettmesser in einem ruhigeren Modus aufgetragen. Durch diese Differenzierung klingen landschaftliche Assoziationen wesentlich stärker an als durch Zeichnung und Kolorit. Für Amiet bedeutete Nebel nicht düsteres Grau, sondern fast grelle, schattenlose Lichtfülle, in welcher die Farben in der kühnen, tatsächlich "jauchzenden“ Kombination von Purpur, Orange, Rosa, Hellgelb, Türkis und Weiss eine von jeder beschreibenden Aufgabe losgelöste Autonomie erreichen und das konventionelle Landschaftsthema Anlass für eine souverän entspannte peinture pure bietet. Man ist versucht, darin eine eigenständige und selbstbewusste Reverenz an die späten visionären Landschaften seines grossen Konkurrenten und Vorbildes Ferdinand Hodler zu sehen.

Wir danken Dr. Franz Müller, Projektleiter Werkkatalog Cuno Amiet, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA, für den Textbeitrag.

[1] Georg Schmidt, "Die Amiet-Ausstellung in der Kunsthalle“, in: National-Zeitung, 10.4.1921, Beilage zur Sonntags-Ausgabe Nr. 164.