ZH1306

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Lot 14
  • 14

Albert Anker

Estimate
500,000 - 600,000 CHF
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Description

  • Albert Anker
  • Knabenbildnis (Dr Heiri)
  • Unten rechts signiert
  • Öl auf Leinwand
  • 42.5 x 32 cm

Provenance

Bollag, Zürich, Oktober 1931, Nr. 7, Tf. 7
Privatsammlung, Schweiz

Literature

Auktionskatalog, Bollag, Zürich 1931, Nr. 7, Tf. 7, abgebildet
Albert Anker, Katalog der Gemälde und Ölstudien, Bern 1962, Nr. 289 (Brustbild eines Knaben)
Sandor Kuthy/Therese Bhattacharya-Stettler, Albert Anker (1831-1910), Werkkatalog der Gemälde und Ölstudien, Basel 1995, S. 201, Nr. 440, abgebildet

Condition

Not relined. Canvas buckling slightly, widened by ca. 1 cm and coloured in along the vertical edges. Differing paint layers visible under uv-light. Fine, stable craquelure. Presumably original varnish. No retouchings visible under uv-light. Good condition.
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Catalogue Note

Albert Anker setzte sein Modell, welches er in der dörflichen Umgebung von Ins ausgesucht hat, einfühlsam nach Art der naturalistischen Maltradition und ganz dem Zeitgeschmack nachkommend in ein Porträt um. Das Knabenbildnis, das offenbar seit 1995, der Erstellung des letzten Werkkatalogs der Ölgemälde Albert Ankers, wieder aufgetaucht ist, gehört zu den reizvollen Kinderporträts, die Anker während den Monaten, die er  jeweils in seinem Heimatdorf Ins verbrachte, gemalt hat. Weshalb das Bild im Katalog der Galerie Bollag von 1931  mit „Dr Heiri“ bezeichnet wurde, ist rätselhaft, zumal kein „Heiri“ in Ankers Livre de vente vorkommt. Die Namensgebung ist höchstens auf familiäre Erinnerungen der einstigen Besitzer erklärbar.
Jedenfalls ist einer jener Dorfknaben dargestellt, die sich oft im Atelier des Künstlers einfanden und sich als Modelle zur Verfügung stellten.
In Halbfigur sitzt der Knabe mit leicht abgedrehtem Oberkörper frontal da, sein Blick ist indes nicht zum Künstler resp. zum Betrachtenden gerichtet, sondern leicht nach unten gesenkt. Der ernste Ausdruck der braunen Augen verrät schüchterne Zurückhaltung und Konzentration - der Junge mit den leicht geröteten Wangen  scheint ganz bedacht, sich bei dieser einmaligen Erfahrung des Posierens ja nicht falsch zu verhalten. 
Sorgfältig führte Anker die fein modellierte Physiognomie und die Beschaffenheit der Stoffe aus und brachte das Ganze in ein stimmiges Gleichgewicht. Aus der einfachen Kleidung zu schliessen, handelt es sich um einen Knaben aus dem bäuerlichen Milieu - er trägt ein ärmelloses Gewand aus schwerem braunem Stoff über einem kragenlosen hellen Hemd mit fülligen Ärmeln.
Die Lichtquelle liegt ausserhalb der Bildfläche und akzentuiert die mittlere Stirnpartie und das darauf liegende blonde Haar im adretten Pagenschnitt mit einem goldenen Glanz. Wie es bei Anker mehrfach der Fall ist, hebt sich das Bildnis stark vom dunklen Hintergrund ab. Allgemein herrscht eine zurückhaltende tonige Farbgebung vor, die der Schüchternheit und der erwartungsvollen Haltung des Dargestellten entspricht.
Der Künstler hat das Ganze auf das Wesentliche - die Darstellung des jungen Menschen - atmosphärisch verdichtet.

Wir danken Dr. Therese Bhattacharya-Stettler, Co-Autorin des Werkkataloges Albert Anker, für den Textbeitrag.