Lot 48
  • 48

Cuno Amiet

Estimate
300,000 - 500,000 CHF
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Description

  • Cuno Amiet
  • STILLLEBEN MIT ZITRONEN, 1910STILL LIFE WITH LEMONS, 1910
  • Unten rechts monogrammiert und datiert
  • Öl auf Leinwand
  • 61.5 x 56 cm
Dieses Gemälde ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA unter der Archivnummer 37162 inventarisiert.

Provenance

Sammlung Oscar Miller, Biberist (Ende 1912 bis August 1916)
nachher Sammlung Dr. Hans Schaad, Herzogenbuchsee
seither im Besitz derselben Familie durch Erbschaft

Exhibited

München, Moderne Galerie Heinrich Thannhauser/Jena, Kunstverein/Dresden, Galerie Ernst Arnold, Cuno Amiet, 1912
Paris, Galeries Georges Petit, Cuno Amiet, 1932, Nr. 95 (Nature morte)

Literature

Cuno Amiet, Ausstellungskatalog, Paris 1932, Nr. 95 (Nature morte)

Condition

Not relined. Canvas slightly loose and buckling minimally. Minuscule paint loss in the middle of the lowest snapdragon. Good, untouched condition.
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Catalogue Note

Obwohl die zwei Zitronen auf der Tischdecke nicht das dominierende Motiv darstellen, ist das Gemälde in Cuno Amiets Verzeichnis der "Katalogisierten Bilder" unter der Bezeichnung Stillleben mit Citronen aufgeführt. Als charakteristisches Detail, das lediglich noch auf einem seiner Stillleben aus dem Jahr 1908 vorkommt, boten sich die Früchte aber für die Titelgebung an. Bei den weissen und rosa Blumen im blau glasierten Henkelkrug mit dem Kranz gelber Tupfen handelt es sich wahrscheinlich um Löwenmäulchen. Diese Blume mit den traubenartigen Blütenständen war beliebt in Bauerngärten und wird also auch in Amiets bäuerlicher Nachbarschaft auf der Oschwand gepflegt worden sein. Sie blüht vom Hochsommer bis in den Herbst, so dass das Bild zwischen Juli und spätestens Mitte Oktober 1910 entstanden sein muss. Der energische Farbauftrag in schmalen Streifen, der sich im zentralen Motiv der Blüten zu pastosen Wirbeln verdichtet, spiegelt Amiets intensive Beschäftigung mit der Malerei Van Goghs ab 1907. Damals hatte ihm der Sammler Richard Kisling aus Zürich sein – auf Anraten Amiets – gerade erworbenes Van Gogh-Gemälde Zwei Kinder für ein Jahr zu Studienzwecken zur Verfügung gestellt. Es ist denn auch der virtuose Pinselduktus, der dem traditionellen Motiv und der soliden Komposition eine grosse Lebendigkeit und Unmittelbarkeit verleiht, indem er die in kräftigen Lokalfarben gehaltenen Gegenstände plastisch artikuliert und die Bildfläche bis zu den Rändern mit einer bewegten Struktur überzieht. Gemäss Eintrag in seinem Bilderverzeichnis sandte Amiet das prächtige Stillleben an den mit ihm befreundeten Juristen und Dichter Curt Blass in München. Im Frühsommer 1912 ging das Bild erneut nach München, wo es Teil einer umfangreichen Amiet-Ausstellung in der Modernen Galerie von Heinrich Thannhauser war. Weitere Stationen der Ausstellung waren Jena und Dresden. Gemäss heutigem Forschungsstand wurde das Stillleben sehr wahrscheinlich kurz darauf vom Papierfabrikanten Oscar Miller in Biberist, Amiets treuestem und wichtigstem Sammler, gekauft. Jedenfalls gab er im August 1916 ein Stillleben mit Zitronen bezeichnetes Werk, bei dem es sich wahrscheinlich um das vorliegende Bild handelte, an Amiet zurück.[1] 1932 war es erneut im Ausland zu sehen. Der damalige Besitzer lieh es an Amiets Retrospektive in der Pariser Galerie Georges Petit.

Wir danken Dr. Franz Müller, Projektleiter Werkkatalog Cuno Amiet, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA , für den Textbeitrag.

[1] Brief von Oscar Miller aus Biberist an Cuno Amiet, 23.8.1916, Nachlass Cuno Amiet.