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Ferdinand Hodler
Description
- Ferdinand Hodler
- FRÖHLICHES WEIBJOYFUL WOMAN
- Unten rechts signiert
- Öl auf Leinwand
- 127,5 x 74,5 cm
Provenance
Sammlung Richard Bühler, Winterthur (1909-1935)
Galerie Fischer (Auktion vom 2.9.1935)
Galerie Rosengart, Luzern (nachgewiesen 1936)
Sammlung Arthur Stoll, Arlesheim (1936-1971)
Erben Arthur Stoll (1971-1985)
Galerie Kornfeld (Auktion vom 19.6.1985)
Privatbesitz, Schweiz
Exhibited
Berlin, Paul Cassirer, XIV. Jahrgang, I. Ausstellung, Ferdinand Hodler, 1911, Nr. 64
Frankfurt, Frankfurter Kunstverein, Hodler-Ausstellung, Ein Überblick über das gesamte bisherige Schaffen Ferdinand Hodler's in ausgewählten Werken seiner Hand zusammengestellt im Frankfurter Kunstverein, 1911, Nr. 61
Winterthur, Kunstverein (Stadthaussaal), Ausstellung von Kunstwerken aus Winterthurer Privatbesitz, 1911, Nr. 75
Bern, Kunstmuseum, Hodler-Gedächtnis-Ausstellung, 1921, Nr. 402
Stockholm, Liljevalchs Konsthall, Schweizisk utställning för konst och konsthandtverk, 1924, Nr. 9
Bern, Kunstmuseum, Ferdinand Hodler-Gedächtnisausstellung, Veranstaltet zur Ehrung des Meisters bei Anlass der zwanzigsten Wiederkehr seines Todestages, 1938, Nr. 120
Vevey, Musée Jenisch, Exposition F. Hodler à l'occasion du 30e anniversaire de la mort du grand peintre national, Collection du Prof. Dr. A. Stoll, 1948, Nr. 22
Neuenburg, Musée des beaux-arts, Exposition B. Menn - F. Hodler - P. Pignolat, Collection du Prof. Dr. A. Stoll, 1949, Nr. 39
Museu de Arte Moderna, São Paulo, II Bienal do Museu de Arte Moderna de São Paulo, 1953-54, Nr. 3
Comision Nacional de Bellas Artes, Montevideo, Pintura contemporánea de Suiza, 1954, Nr. 17
Zürich, Kunsthaus/St. Gallen, Kunstverein/München, Villa Stuck/Bern, Kunstmuseum, Ein Maler vor Liebe und Tod, Ferdinand Hodler und Valentine Godé-Darel, Ein Werkzyklus 1908-1915, 1976-77, Nr. 17
Literature
C[arl] A[lbert] Loosli, Ferdinand Hodler, Leben, Werk und Nachlass, Bd. 3, Das Werk Ferdinand Hodler's von 1890 bis 1918, Bern 1923, S. 114
C[arl] A[lbert] Loosli, «Generalkatalog», in: C[arl] A[lbert] Loosli, Ferdinand Hodler, Leben, Werk und Nachlass, Bern 1921-1924, Bd. 4, Nr. 2187
Werner Y. Müller, Die Kunst Ferdinand Hodlers, Gesamtdarstellung, Bd. 2, Reife und Spätwerk 1895-1918, Zürich 1941, S. 170, Abb. 130
Hans Mühlestein/Georg Schmidt, Ferdinand Hodler 1853-1918, Sein Leben und sein Werk, Erlenbach-Zürich 1942, S. 419, Anm. 1
Walter Ueberwasser/Robert Spreng, Hodler, Köpfe und Gestalten, Zürich 1947, Nr. 106
Marcel Fischer, Sammlung Arthur Stoll, Skulpturen und Gemälde des 19. und 20. Jahrhunderts, hrsg. vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Zürich/Stuttgart 1961, Nr. 378, Abb.
Jura Brüschweiler, «Ferdinand Hodler (Bern 1853-Genf 1918), Chronologische Übersicht: Biographie, Werk, Rezensionen», in: Ausstellungskatlaog, Berlin/Paris/Zürich 1983, S. 145
Jura Brüschweiler, Ferdinand Hodler als Schüler von Ferdinand Sommer, hrsg. von der Kunstkommission Steffisburg, Ausstellungskatlog, Kunstsammlung Steffisburg/Museo civico di belle arti, Lugano/Fondation Pierre Gianadda, Martigny 1984, S. 18
Matthias Frehner, «Richard Bühler: ‹Un homme du XVe siècle›», in: Die Kunst zu sammeln. Schweizer Kunstsammlungen seit 1848, Zürich, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, 1998, S. 230 Abb.
Rudolf Koella, Hodler und seine Schweizer Künstlerfreunde Cuno Amiet, Giovanni Giacometti und Rodo de Niederhäusern, Aus der Sammlung Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler und anderem Winterthurer Besitz, Ausstellungskatalog, Villa Flora, Winterthur 2000, S. 19
Condition
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Catalogue Note
Gemalt um 1909.
Das signierte und auf 1909 datierte Gemälde zeigt eine blau gewandete weibliche Rückenfigur mit ausgebreiteten Armen und ins Profil gedrehtem Kopf in freier Natur, die mit Steinen und Blumenwiese nur angedeutet ist. Der kaum strukturierte, ockerfarbene Hintergrund mit bis an den oberen Bildrand gezogenem, leicht gebogenem Horizont bietet der ausgreifenden Silhouette der Gestalt eine wirkungsvolle Folie. Das Gemälde ist eine von fünf annähernd gleich grossen Fassungen, die Hodler mit mindestens vier kleinformatigen Ölstudien und zahlreichen Skizzen vorbereitete. Die graphische Sammlung des Zürcher Kunsthauses bewahrt eine Zeichnung auf, die der Künstler mit «fröhliches Weib / femme joyeuse» bezeichnete. Die Betitelung in Deutsch und Französisch stellt einen Glücksfall dar, denn Hodler achtete im allgemeinen wenig auf die Titel seiner Werke. So dürfte der beschreibende Titel Wandelnde Frau, unter dem das Gemälde 1911 an den Ausstellungen in Winterthur, Frankfurt und Berlin präsentiert wurde, wohl eher von den Veranstaltern der Ausstellung oder von Richard Bühler, dem damaligen Besitzer, stammen. Bühler, der bedeutende Winterthurer Mäzen und Promotor des dortigen Kunstmuseums, hatte das Gemälde schon im Entstehungsjahr direkt von Hodler erworben und später dem Museum als Leihgabe übergeben. Die Pariserin Valentine Godé-Darel, die Hodler im Jahr zuvor kennengelernt hatte, stand ihm für dieses Gemälde Modell. Die Drehung im Schritt, Armhaltung und Kopfwendung evozieren eine Tanzfigur. Wie in anderen Figurenbildern dieser Zeit − Entzücktes Weib, Linienherrlichkeit, Floraison − zeigen sich im Fröhlichen Weib Anklänge an den zeitgenössischen Ausdruckstanz, wie ihn der mit dem Maler befreundete Musikpädagoge Émile Jaques-Dalcroze beförderte. Der Künstler wandelt in diesem Figurenbild eines seiner Lieblingsthemen ab: Die Bewunderung des Menschen angesichts der Natur, von der er Teil ist. In der Kopfwendung Valentine Godé-Darels bringt Hodler das Hinhorchen auf die Natur mit feinem Gespür zum Ausdruck, getreu nach seinem Diktum «Jede Empfindung hat ihren Gestus». Die vorliegende Fassung des Fröhlichen Weibes aus der Sammlung von Richard Bühler, die später in den Besitz von Arthur Stoll gelangte, sowie die ebenfalls 1909 datierte Fassung, die der Solothurner Walther Kottmann erwarb, sind die ersten Formulierungen des Themas. Die um 1911 entstandenen Fassungen unterscheiden sich hauptsächlich in der Farbe des Gewandes, das nun zum intensiveren Rot wechselt. 1910 schuf Hodler eine Variante, welche die Gestalt in einer blumenübersäten Wiese zeigt (Abb. S. 74).
Wir danken Paul Müller vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA Zürich für den Textbeitrag.