Paul Camenisch 1893 - 1970

Gemalt um 1926 bzw. 1931.

Im Abstand von einem Jahrzehnt exerzierte Paul Camenisch auf derselben grossformatigen Leinwand zwei sehr unterschiedliche Malstile. Während er Mitte der 1920er Jahre eine interessante Abstraktion von schroffen Bergriesen ausführte, schuf er in der ersten Hälfte der 1930er Jahre mit tupfendem Auftrag und reicher Palette einen gepflegten Garten von schöner Akkuresse. Inmitten der wohlgeordneten Blumenpracht sitzt die Porträtierte, eine getrimmte Rasenfläche im Rücken, gekleidet in kostbare weisse Stickerei und zurückhaltend geschmückt mit einem Medaillon und einer Stoffrosette an der Taille. Der verzerrende Blick des Künstlers auf die Szene verleiht diesem modernen „Hortus conclusus" einen naiven Charme. Die vorderseitige bizarre Gebirgskette ihrerseits erwächst aus mit Wucht hingesetzten Farbkaskaden, holzschnittartigen Liniengefügen und bildsprengenden verkeilten Flächen. Mit grosser Expressivität spürt der Künstler in seiner Malerei dem Wesen der monumentalen Gebirgswelt nach und lässt seine damalige Wertschätzung für die Kunst Ernst Ludwig Kirchners sichtbar werden. Bei der Berglandschaft handelt es sich vermutlich um eine Ansicht der Amselfluh.