Augusto Giacometti 1877 - 1947

Hans Hartmann, Augusto Giacometti, Pionier der abstrakten Malerei – Ein Leben für die Farbe, Chur 1981, Werkverzeichnis, S. 242, Nr. 1484(?) (Rose)

Die beiden weit geöffneten Rosen präsentieren sich in diesem subtil ausbalancierten Stillleben als flüchtige Erscheinung. Das gekonnte Modellieren des Sujets aus der Farbe heraus – bei gänzlichem Verzicht auf jedwelche konturierende Zeichnung – und die aufleuchtenden Lichtreflexe evoziert den Eindruck, das Betrachten erfolge durch ein dickes Glas von unregelmässiger Beschaffenheit. Die aus dem diffusen Hintergrund sich ausbreitende Helligkeit verstärkt diese Wirkung und legt den Vergleich zu Augusto Giacomettis sakralen Glasfenstern nahe, welche dieser über zwei Jahrzehnte in vierzehn Kirchen in der Schweiz realisierte. Eindrücklich entfaltet sich in diesem intimen Rosenporträt die Handschrift des Künstlers. So ist denn die hauchdünne bis pastos hingetupfte Ölfarbe in ihrem Reichtum an unzähligen Farbnuancen ein unverkennbares Charakteristikum seiner malerischen Virtuosität und lässt die Blütenblätter mal seidig schimmernd mal samtig weich anmuten.