Cuno Amiet 1868 - 1961

Dieses aussergewöhnliche, bis anhin unbekannte Bild vereint mehrere wichtige stilistische und ikonografische Motive, mit denen sich Cuno Amiet 1913 intensiv beschäftigte. Die traute Gemeinschaft zwischen seiner Frau Anna und ihrer Adoptivtochter Greti thematisierte er in diesem Jahr in mehreren Gemälden. Die lineare Stilisierung der Köpfe und Hände dämpft den Porträtcharakter der Modelle zugunsten einer symbolischen Überhöhung des Themas und findet sich, in Verbindung mit hellen monochromen Hintergründen, ganz ähnlich in den gleichzeitig knienden Akten, die im Kontext der Wandbilder für die Loggia des Zürcher Kunsthauses entstanden. Die selbst für Amiet ausserordentlich leuchtende Farbgebung, die markante dunkle Konturierung der Farbflächen und die nonchalante Pinselschrift, die der betont zeichnerischen Definition der Formen zu widersprechen scheint, sind wohl nicht nur auf seine Mitgliedschaft in der expressionistischen deutschen Künstlervereinigung «Brücke» zurückzuführen. Vielmehr kommt hier seine Auseinandersetzung mit der Malerei Alexej Jawlenskys, den er bereits 1912 kennengelernt hatte, zum Ausdruck.

Wir danken Dr. Franz Müller vom Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA, Zürich, für den Textbeitrag.