Lot 48
  • 48

Ferdinand Hodler 1853-1918

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Description

  • Ferdinand Hodler
  • DER GENFERSEE VON SAINT-PREX AUS VIEW OF THE LAKE OF GENEVA FROM SAINT-PREX
  • Unten rechts signiert
  • Öl auf Leinwand
  • 72 x 107 cm
Dieses Gemälde ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, unter der Archivnummer 31 459 inventarisiert.

Provenance

Hans Kissling, Bern (frühestens seit 1917-1921)

Adolf Habisreutinger, St. Gallen (1921 – mindestens 1938)

Privatbesitz

Exhibited

Vevey, VII. Nationale Kunstausstellung der Schweiz, 1901, Nr. 335 (Paysage du Lac Léman, St. Prex – Landschaft am Genfersee, St. Prex)

Zürich, Kunsthaus, Ausstellung Ferdinand Hodler im Zürcher Kunsthaus, 1917, Nr. 243 (Genfersee, von St. Prex aus, um 1905)

Bern, Kunstmuseum, Hodler-Gedächtnis-Ausstellung, 1921, Nr. 349 (St. Prex am Genfersee, 1905)

Bern, Kunstmuseum, Ferdinand Hodler-Gedächtnisausstellung, veranstaltet zur Ehrung des Meisters bei Anlass der zwanzigsten Wiederkehr seines Todestages, 1938, Nr. 102 (Genfersee von St. Prex aus, 1905)

Berlin, Nationalgalerie / Paris, Musée du Petit Palais / Zürich, Kunsthaus, Ferdinand Hodler, 1938, Nr. 77 (Genfersee mit Savoyerbergen von St. Prex aus, 1901)

Los Angeles, Wight Art Gallery / Chicago, The Art Institute / New York, National Academy of Design, 1987, Nr. 9 (Der Genfersee von St-Prex aus, 1901)

Warth, Kunstmuseum des Kantons Thurgau, Ferdinand Hodler, Sammlung Max Schmidheiny, 1989, Nr. 15 (Der Genfersee von St-Prex aus, 1901)

München, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung / Wuppertal, Von der Heydt-Museum, Ferdinand Hodler, 1999, Nr. 47 (Der Genfersee von Saint-Prex aus, 1901 – nur in München ausgestellt)

Paris, Somogy / Genève, Musée Rath, Ferdinand Hodler, Le paysage. 2003/2004, Nr. 62 (Lac Léman vu de Saint-Prex, 1901)

Zürich, Kunsthaus, Ferdinand Hodler, 2004, Nr. 61 (Genfersee von St. Prex aus, 1901)

Literature

Illustrierter Katalog der VII. Nationalen Kunstausstellung der Schweiz, Ausstellungskatalog, Vevey 1901, Nr. 335

W(ilhelm) Wartmann (Einleitung), Ausstellung Ferdinand Hodler im Zürcher Kunsthaus, Vollständiges Verzeichnis der ausgestellten Werk, 2. Auflage, Zürich 1917, Nr. 243

Hodler-Gedächtnis-Ausstellung, Ausstellungskatalog, Bern 1921, Nr. 349

C(arl) A(lbert) Loosli, Ferdinand Hodler, Leben, Werk und Nachlass, Bern 1921-1924, Bd. 1, S. 148 (Genfersee von St. Prex, 1905), Bd. 3, S. 63 (Genferseelandschaft von St. Prex aus, 1905), Bd. 4, (Generalkatalog), Nr. 822 (Genfersee von St. Prex aus, 1905)

Ferdinand Hodler-Gedächtnisausstellung, veranstaltet zur Ehrung des Meisters bei Anlass der zwanzigsten Wiederkehr seines Todestages, Ausstellungskatalog mit Vorwort von C(onrad) v. Mandach, Bern 1938, Nr. 102, abgebildet

Werner Y. Müller, Die Kunst Ferdinand Hodlers, Gesamtdarstellung, Band 2, Reife und Spätwerk 1895-1918, Zürich 1941, S. 114, Abb. 90 (Genfersee von St. Prex aus, um 1905) 133, 483, 526 (Landschaftkatalog), Nr. 328 (Genfersee von St. Prex aus, 1905)

Hans Mühlestein/Georg Schmidt, Ferdinand Hodler, Sein Leben und sein Werk, Vorwort von Willy Rotzler, Zürich 1983, S. 444 (Genfersee von Prex aus, 1905)

Jura Brüschweiler/Guido Magnaguagno (et al.), Vorwort: Luc Boissonnas, Ferdinand Hodler, Ausstellungskatalog Nationalgalerie Berlin / Musée du Petit Palais, Paris / Kunsthaus Zürich, Zürich 1983, Nr. 77, S. 308, abgebildet (in Farbe)

Oskar Bätschmann/Stephen F. Eisenman/Lukas Gloor, Ferdinand Hodler, Landschaften, Ausstellungskatalog Wight Art Gallery, Los Angeles / The Art Institute of Chicago / National Academy of Design, New York, Zürich 1987, Nr. 9, S. 70, abgebildet (in Farbe)

Marcel Baugartner, Katalog der Gemälde, in: Ferdinand Hodler, Sammlung Max Schmidheiny, Ausstellungskatalog Kunstmuseum des Kantons Thurgau, Beiträge von Oskar Bätschmann / Hans A. Lüthy, Kataloge Schweizer Museen und Sammlungen 11, Zürich 1989, Nr. 15, S. 68 (Der Genfersee von St-Prex aus, 1901), Abb. 69 (in Farbe)

Rudolf Koella (Hrsg.), Ferdinand Hodler, Ausstellungskatalog Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München / Von der Heydt-Museum, Wuppertal, München 1999, S. 119, abgebildet (in Farbe)

Oskar Bätschmann (et al.), Ferdinand Hodler, Le paysage, Ausstellungskatalog Somogy, Paris / Musèes d’Art et d’Histoire, Genève 2003, S. 26, abgebildet (in Farbe)

Matthias Fischer, Katalog, Landschaftsschichten, in: Ferdinand Hodler, Landschaften, Ausstellungskatalog Kunsthaus Zürich, Beiträge von Tobia Bezzola, Paul Lang, Paul Müller, Zürich 2003, S. 127 (Genfersee von St. Prex aus 1901), 176, Abb. (in Farbe)

Wir danken dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft für die Angaben zur Provenienz, Ausstellungen und Literatur.

Catalogue Note

Gemalt um 1901.

Im März 1900 vollendete Ferdinand Hodler seine Marignano-Fresken im Waffensaal des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich. Die Arbeit an diesen bedeutenden, von einem veritablen nationalen Kunstskandal begleiteten Historienbildern hatte den Künstler während vier Jahren fast vollständig in Anspruch genommen. Für die Landschaftsmalerei fand der Meister in dieser kräfte- und nervenzehrenden Schaffensphase kaum je Zeit. Erst jetzt, mit dem Beginn des neuen Jahrhunderts, konnte sich Hodler wieder vermehrt Motiven und Sujets in der Natur zuwenden. Dabei entwickelte er seine Landschaftsmalerei zu einer eigenständigen und radikaleren Form weiter, mit der er im In- und Ausland bald schon Bewunderung und Erfolg erlangen sollte. Das vorliegende, um 1901 geschaffene Gemälde «Der Genfersee von Saint-Prex aus» verkörpert wie kaum ein anderes Werk diesen Aufbruch Hodlers zum Erneuerer der Landschaftsmalerei. Vom Künstler selbst als «Salonbild» bezeichnet, handelt es sich bei diesem in kräftig strahlenden Farben gehaltenen Werk um eine programmatische Arbeit, in der sich die rhythmisierenden und stilisierenden Tendenzen von Hodlers zukünftigem Schaffen eindrücklich ankündigen. Welche Bedeutung der Maler dem Gemälde zumass, manifestiert sich nicht zuletzt im Umstand, dass er es an der VII. Nationalen Kunstausstellung im Sommer 1901 in Vevey als aktuelle Arbeit ausstellte. Das breitformatige Bild zeigt das Panorama von den Anhöhen oberhalb der Waadtländer Genferseegemeinde Saint-Prex über den lac Léman auf das gegenüberliegende französische Ufer von Thonon-les-Bains mit den Savoyer Alpen im Hintergrund. Der Blick des Betrachters schweift über eine blühende, baumbestandene Wiese, deren Horizont sich bis zur Bildmitte erhebt. Darüber schimmert in sanften Blautönen der Genfersee, in dem sich die Spiegelungen der Wolken als helle, schmale Streifen abzeichnen. Nur unmerklich unterscheidet sich davon die Uferpartie mit den in violettes Gegenlicht getauchten Bergen, die sich vom Mont Ouzon links über die Spitze der Haute Pointe in der Bildmitte bis hin zu den schräg aufsteigenden Zügen der nahe Genf gelegenen Les Voirons am rechten Bildrand erstrecken. Die vereinzelt über der Gebirgskette schwebenden Quellwolken leiten über in das weite, aus hellblauen und weissen Flächen geformte Firmament. Durch den weitgehenden Verzicht auf vertikale Elemente prägen übereinander gestaffelte, den gesamten Bildraum durchziehende waagrechte Zonen aus Grün-, Blau- und Weisstönen die gesamte Komposition. Hodlers Credo, der Maler müsse die Natur als Fläche sehen, kommt in dieser konsequent parallelen Abfolge von Wiese, Seespiegel, Bergkette und Himmel deutlich zum Ausdruck. Die horizontal dominierte Bildanlage rhythmisieren vereinzelte vertikale Elemente, wie die Gräser und Blumen im Vordergrund, die kleinen, ungleichmässig auf der Wiese verteilten Bäume und die dazu korrespondierenden Kumuluswolken, deren Spiegelung die ruhige Seefläche beleben. Der eigentliche Landschaftsausblick, der sich von nahsichtiger Wiese im Vordergrund zur endlosen Weite im Himmelszelt verliert, wird so einem rhythmischen Grundkonzept untergeordnet, das Hodler wenige Jahre später in seiner Serie des «Landschaftlichen Formenrhythmus» (1908-11) (vergleiche Landschaftlicher Formenrhythmus, (1908-11) - siehe unten) und in seinen Genferseelandschaften der letzten Lebensjahre in noch rigoroserem und abstrakterem Masse formulierte. Hodlers Biograph Carl Albert Loosli bezeichnete das über einen langen Zeitraum irrtümlich auf 1905 datierte Bild als «eine der schönsten, reichsten und innigsten Landschaften Hodlers überhaupt» […]; dieses Gemälde, so Loosli, sei «eines der prächtigsten Beispiele dafür, wie tief, wie innig und leidenschaftlich Hodler die Natur empfand, mit wie glühenden Augen und heissem Herzen er sie schaute, wie restlos es ihm gelang, nicht nur sein Eigenempfinden, sondern den besonderen Charakter der Landschaft selbst auf die Leinwand zu bannen.»

Wir danken Dr. phil. Matthias Oberli, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Œuvrekatalog Ferdinand Hodler, vom Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, für den Textbeitrag.