Lot 4
  • 4

Caspar Wolf 1735-1783

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Description

  • Caspar Wolf
  • IDEALE HOCHGEBIRGSLANDSCHAFT MIT AUSBLICK AUF EIN WEITES HÜGELIGES TAL IDEAL MOUNTAIN LANDSCAPE WITH A VIEW TOWARDS A ROLLING VALLEY
  • Öl auf Leinwand auf Holz
  • 51,5 x 102 cm

Provenance

Ehemals Sammlung Prof. Dr. W. v. Steiger-Wildbolz, Bern

Privatbesitz

Literature

Willi Raeber, Caspar Wolf (1735–1783). Sein Leben und Werk. Ein Beitrag zur Geschichte der Schweizer Malerei des 18. Jahrhunderts (Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft; Œuvrekataloge Schweizer Künstler, 7), Aarau/Frankfurt a. Main/Salzburg/München 1979, S. 282, Nr. 340, S. 283, abgebildet

Catalogue Note

Gemalt zwischen 1774 und 1777.

Caspar Wolf, der 1735 in Muri im aargauischen Freiamt als Sohn eines Schreiners und Schnitzers in ärmlichen Verhältnissen zur Welt kam, begab sich nach einer Lehre beim bischöflichen Hofmaler Johann Jakob Anton von Lenz in Konstanz 18jährig auf seine Lehr- und Wanderjahre, die ihn zuerst in den süddeutschen Raum nach Augsburg und München führten. Ab 1760 war er als Antependien-, Ofen- und Tapetenmaler wieder in Muri und seiner näheren Heimat tätig. Ende der 1760er Jahre reiste er über Basel nach Paris. Die Einflüsse von deutscher und französischer Kunsttradition blieben auch nach seiner Rückkehr nach Muri Ende 1771 prägend, zeigen seine für private Sammler in und um Luzern gemalten Bilder doch (noch) keine Schweizer Ansichten, sondern etwa Tierhatzen in der Art Johann Elias Ridingers und Seestücke im Stile Claude Joseph Vernets, also Darstellungen «à la mode», die dem Geschmack des kunstliebenden Publikums mehr entsprachen als die eben erst aufkommenden Landschaftsveduten «nach der Natur». Um 1773 hatte Wolf die Bekanntschaft des Verlegers und Buchdruckers Abraham Wagner gemacht und diesen auf seinen Bergwanderungen begleitet, die sich bis 1776 insgesamt sechs Mal wiederholten. Abraham Wagner gehörte dem Kreis um den Universalgelehrten Albrecht von Haller an, der u.a. Verfasser des 1732 erschienen, in ganz Europa beachteten Lehrgedichts «Die Alpen» war. Wagner, selber naturwissenschaftlich ausgebildet, an Geologie interessiert und Alpinist, wollte – vermutlich unter dem Eindruck von Gottlieb Sigmund Gruners Publikation «Die Eisgebirge des Schweizerlandes» (1760) – ein Kompendium der alpinen Schweiz anlegen. Wolfs Auftrag war es, eine ca. 200 Werke umfassende Landschaftsfolge anzufertigen, welche diese alpine Welt mit ihren Bergen, Gletschern, Alpweiden, Pässen, Schluchten, Wasserfällen u.s.w. ins Bild setzte und als Vorlage für druckgraphische Reproduktionen diente. Die innerhalb von nur drei Jahren realisierten Gemälde, die nach z.T. farbig lavierten Bleistiftzeichnungen und Farbstudien vor Ort anschliessend im Atelier ausgeführt und oftmals wiederum vor Ort korrigiert und retuschiert wurden, waren im «Wagnerschen Kabinett» in Bern, wenig später in Paris ausgestellt, gerieten daraufhin in eine abgelegene holländische Privatsammlung und somit rund 150 Jahre lang in Vergessenheit. So auch der Künstler, der erst durch die Repatriierung von grösseren Werkgruppen nach dem zweiten Weltkrieg zwar nicht als Pionier der Alpenmalerei wiederentdeckt, aber doch nach und nach als deren wichtigster, auch künstlerisch hochstehender Exponent wahrgenommen wurde. Die Ideale Hochgebirgslandschaft mit Ausblick auf ein weites hügeliges Tal, die zwischen 1774 und 1777 entstanden ist, zeigt im Gegensatz zu Wolfs geographisch lokalisierbaren Darstellungen eine «ideale» Landschaft, eine «paysage composé», wie sie der Künstler bis ans sein Lebensende 1783 immer wieder gemalt hat: Am Fusse zweier mächtiger Felsklippen, welche die Bildmitte prominent markieren und neben Wettertannen, hinter denen sich links der Blick auf ein hügeliges Tal öffnet, befinden sich der zeichnende Maler und ein Begleiter mit Perspektiv. In der rechten Bildhälfte erscheinen, zum «kleinen Panorama» arrangiert, Zitate einzelner Motive der alpinen Natur, Bergspitzen, Eis und Schnee, ein Wasserfall, der sich über Geländestufen auf eine Alpweide ergiesst und als Bach entlang von Hütten talwärts fliesst. Diese alpine Szenerie flösst der Phantasie des Betrachters jedoch nicht mehr Schrecken ein, sie ist keine «entsetzliche, schaurige Landschaft» mehr (Winckelmann), eine Wüstenei mit «wilden Felsen, Nebelseen und Drachennester» (Goethes Vater), sondern eine «erhabene» Welt, deren von der Natur geschaffene Ordnung vom Künstler durch eine klare Bildkomposition unterstrichen wird.

Wir danken Barbara Nägeli, lic. phil., vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, für den Textbeitrag.