Lot 38
  • 38

Ferdinand Hodler 1853-1918

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Description

  • Ferdinand Hodler
  • AM GENFERSEE (LANDSCHAFTLICHER FORMENRHYTHMUS) AT LAKE OF GENEVA (LANDSCAPE WITH RHYTHMIC SHAPES)
  • Unten rechts signiert

  • Öl auf Leinwand

  • 52 x 71 cm
Dieses Werk wird in den vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, herausgegebenen Oeuvrekatalog der Gemälde Ferdinand Hodlers, aufgenommen.



Dieses Gemälde ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Zürich, unter der Archiv-Nummer 37 002 inventarisiert.

Provenance

Moderne Galerie Heinrich Thannhauser, München

Galerie Neupert, Zürich (nachgewiesen 1921)

Schweizer Privatbesitz oder Genfer Kunsthandel(?) (nachgewiesen 1938)

 

Exhibited

Bern, Kunstmuseum und Kunsthalle, Hodler Gedächtnisausstellung, 1921, Nr. 348

Literature

C(arl) A(lbert) Loosli: Ferdinand Hodler. Leben, Werk und Nachlass. Bern: Suter, 1921–1924, Bd. 3, S. 63

C(arl) A(lbert) Loosli: Generalkatalog, in: C(arl) A(lbert) Loosli: Ferdinand Hodler. Leben, Werk und Nachlass. Bern: Suter, 1921–1924, Bd. 4, Nr. 821

Werner Y. Müller: Die Kunst Ferdinand Hodlers. Gesamtdarstellung. Band 2. Reife und Spätwerk 1895–1918. Zürich: Rascher, 1941, S. 147 Abb. 116, 221, 486

«Landschaftskatalog». In: Werner Y. Müller: Die Kunst Ferdinand Hodlers. Gesamtdarstellung. Band 2. Reife und Spätwerk 1895–1918. Zürich: Rascher, 1941, Nr. 322 und Nr. 390

Hans Mühlestein, Georg Schmidt: Ferdinand Hodler 1853–1918. Sein Leben und sein Werk. Erlenbach-Zürich: Rentsch, 1942, S. 444, Anm. 2 (vgl. die 1983 erschienene und durch einen Bildteil ergänzte Neuausgabe des Erstdrucks von 1942)

Catalogue Note

Der Genfersee ist ein stets wiederkehrendes Motiv in Ferdinand Hodlers Landschaftsœuvre. Bereits 1875/76 beteiligte sich der Künstler an einem vom Institut national genevois ausgeschriebenen Wettbewerb zum Thema Un beau soir sur les rives du Léman. Später folgten Darstellungen von Chexbres, Chamby und Caux aus, die zusammen mit den Gemälden von 1918, die den See mit dem Mont-Blanc-Massiv im Hintergrund wiedergeben, zu den eindrücklichsten Werken des Künstlers zählen.

Das vorliegende, von Hodler unten rechts signierte Bild ist Teil einer bedeutenden, 1908 bis 1911 entstandenen Reihe von dreizehn Gemälden. Diese nehmen innerhalb von Hodlers Genferseelandschaften sowohl hinsichtlich der Komposition als auch aufgrund des Landschaftsausschnitts eine Sonderstellung ein. Im Unterschied zu den meisten anderen Ansichten zeigen sie den Lac Léman von der südlichen Uferseite aus mit Blick auf den französisch-schweizerischen Jura. Hodlers Standort dürfte sich dabei in der Umgebung der nahe bei Genf gelegenen Ortschaften Vésenaz oder Bellerive befunden haben.

Das zentrale Thema der Werkreihe ist, wie auch die vorliegende Variante beispielhaft illustriert, das Wechselspiel der in unterschiedlichen Intervallen aufeinander folgenden Horizontalen und deren Verhältnis zu den vertikalen Bildelementen. So unterteilt die gegenüberliegende, dunkel gehaltene Uferlinie die Darstellung, und dem vorderen Landstreifen sowie der in verschiedensten Farben wiedergegebenen Seefläche antworten die Gebirgskette und der Himmel mit den Wolkengebilden. Diese setzen durch ihre ausladenden Formen zusammen mit den Schilfhalmen in vertikaler Richtung Akzente und rhythmisieren so die ansonsten horizontal ausgerichtete Komposition. Der Titel dieser auf Wiederholungen von Formen und Farben ausgerichteten Darstellungen stammt von Hodler selbst und verweist auf sein parallelistisches Gestaltungsprinzip: Eine in Montréal befindliche Skizze zu diesem Motiv versah der Künstler mit der Bezeichnung Landschaftlicher Formenrhythmus. Dass auch die Farbwerte ein bestimmendes Element dieses Kompositionsschemas sind, verdeutlicht eine weitere vorbereitende Studie mit der Überschrift Formen Rhythmus / Farben Rhythmus.

Das hier besprochene Gemälde war an der grossen Hodler-Retrospektive in Bern von 1921 gezeigt worden, allerdings wurde es im Katalog fälschlicherweise als Genfersee, bei Morges betitelt und in das Jahr 1905 datiert. Wie ein Vergleich mit einer im Kunstmuseum Basel befindlichen, nachweislich 1911 entstandenen Variante aus der Serie der Landschaftlichen Formenrhythmen zeigt, dürfte Hodler das vorliegende Bild ebenfalls um 1911 geschaffen haben. Es zeigt wie das Basler Werk eine leicht gerundete Uferlinie, Schilfhalme und arabeskenhafte Wolkenformationen.

Wir danken, Regula Boletter, lic. phil., wissenschaftliche Mitarbeiterin Oeuvrekatalog Ferdinand Hodler, vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, für den Textbeitrag.