Karl Kraus | Collection of three autograph manuscripts and four autograph letters, c.1899-1922

Karl Kraus (Austrian satirist and poet, 1874-1936)

Collection of three autograph manuscripts and four autograph letters

i) Autograph draft manuscript of the eulogy Am Sarg Alexander Girardis, the whole text, containing many deletions, corrections and revisions

...trete die Trauer zurück und lasse den Wunsch die Wache halten: der erbarmende Genius der Vergangenheit möge die unbefugten Leidtragenden verjagen, dorthin, wo sie in Blut und Schmutz Freudenfeste feiern, dorthin, wo der unerbittliche Zeitgeist sie treffen will und sie ihn. Die unbefugten Leidtragenden, die nur der letzte Verzicht auf ein Schamgefühl ermutigen kann, um Girardi zu klagen, sind die Henkersknechte eines Lebens, das sie gezwungen haben, sein eigenes Grab zu schaufeln. Die unbefugten Leidtragenden, die tieftrauernd von aller Scham Verlassenen, sind aber auch die Bewohner einer Theaterstadt, die ihrem Ruin als Zuschauerin bis zum Schluß beiwohnt, sind die Verräter eines Volkstums, die ihr Gewand verkauft haben, um in die Hölle zu fahren; ihre Heiligtümer in Aktiengesellschaften verwandelt sahen, ihre Wahrzeichen umgelogen, und nun in den Weltuntergang als Tanzoperette mit Berliner Text und Budapester Melodie hineinrennen. Nicht der Hingang, sondern das Dasein dieses einzigen Girardi war beweinenswert. Denn wenn alles Menschentum der Kulisse nur ein Wertmaß der Zeit ist und einem unholden Gegenwärtigen nur ein Widerwärtiges gemäß sein kann, das die noch lebendigen Sinne fliehen mögen, so waren sie vor Girardis Ton rettungslos einer unerfüllbaren Sehnsucht preisgegeben; denn dieses Bühnenleben war das Maß des Unermeßlichen, das uns verloren ist...

3 pages, large 8vo, [Vienna, April 1918] [ published in Die Fackel, nos. 474-483, xx (23 May 1918)], a few tiny tears

ii) Autograph manuscript of the poem Fernes Licht mit nahem Schein, comprising four four-line stanzas, with a few deletions and erasures

...Fernes Licht mit nahem Schein,

wie ich mich auch lenke,

lockt es dich nicht da zu sein,

wenn ich an dich denke?...

1 page, large 8vo, [Vienna,] 1 January 1922 [published in Worte in Versen VI (1922)]

iii) Autograph manuscript of the poem Konkurrenz für Kritiker, one two-line strophe ("Spieglein, Spieglein an der Wand: / Wer ist der dümmste im ganzen Land?"), 1 page, 8vo, with some pencil annotations, no place or date [published in Worte in Versen IX (1930)]

iv) Four autograph letters signed ("Karl Kraus"; "K.K."; "K."), to various correspondents, including Hans Schliessmann and Berthold Viertel, discussing publishing matters and commenting on the suitability of reproducing his signature in a publication, providing four additional examples of his signature, one contained on a separate leaf ("...Ein Autogramm ist vielleicht wider den Stil des Titelblattes, meines hat überdies wenig Charakteristisches..."), 8 pages in all, various sizes, one on a postcard and also signed by Tilly, Pamela and Kadidja Wedekind, one autograph envelope, Vienna, 1899-1901, where indicated

together with: a carbon copy of a contract between Kraus and Albert Langen Verlag of Munich concerning the publication of his book Pro domo et mundo, signed ("Karl Kraus"), 3 pages, 28.3 x 22.3cm, dated by Kraus "Gmunden, 20. September 1911"; an inscribed visiting card, dated by Kraus 25 January 1900; a cabinet-style photographic portrait of Kraus by Rudolf Krziwanek's Witwe, manuscript inscriptions above image ("107[?] Karl"); a copy of the article 'Für Sängesbrüder', Sonderausgabe der Fackel. Nr. 2, xxx (July 1928), publisher's printed wrappers; and a printed programme for Richard Strauss's 80th birthday concert on 11 June 1944; a telegram to Kraus from the poet Georg Trakl ("Ich danke Ihnen einen Augenblick schmerzlichster Helle"), dated 9 November 1912; a carbon note to Kraus from the printers Jahoda & Siegel; and some newspaper cuttings

Kraus’s merciless exposing of the corruption, hypocrisy and narrow-mindedness of his fellow Viennese made Die Fackel, the magazine he founded in 1899, required reading in the final decades of the Austro-Hungarian empire and the First Austrian Republic.