ZH1306

/

Lot 100
  • 100

Fritz Glarner

Estimate
700,000 - 900,000 CHF
Log in to view results
bidding is closed

Description

  • Fritz Glarner
  • Relational Painting Tondo No. 18, 1950-1951
  • Rückseitig signiert, datiert und betitelt
  • Öl auf Holzfaserplatte
  • Diameter 125 cm

Provenance

Gimpel & Hanover Galerie, Zürich (1978)

Condition

Some stable drying cracks in the yellow paint area. Some scattered, minor retouchings visible under uv-light, notably along the white edge and in the black paint areas, particularly to the above right. Good condition.
"In response to your inquiry, we are pleased to provide you with a general report of the condition of the property described above. Since we are not professional conservators or restorers, we urge you to consult with a restorer or conservator of your choice who will be better able to provide a detailed, professional report. Prospective buyers should inspect each lot to satisfy themselves as to condition and must understand that any statement made by Sotheby's is merely a subjective, qualified opinion. Prospective buyers should also refer to any Important Notices regarding this sale, which are printed in the Sale Catalogue.
NOTWITHSTANDING THIS REPORT OR ANY DISCUSSIONS CONCERNING A LOT, ALL LOTS ARE OFFERED AND SOLD AS IS" IN ACCORDANCE WITH THE CONDITIONS OF BUSINESS PRINTED IN THE SALE CATALOGUE."

Catalogue Note

Relational Painting Tondo No. 18 ist Teil einer Serie von 63 Tondi – Rundbildern - welche die singulären Kompositionsprinzipien Fritz Glarners bestens veranschaulichen.
1899 in Zürich geboren, in Neapel, Paris und Chartres aufgewachsen, besuchte Glarner wiederum in Neapel das Regio Istituto de Belle Arti. 1923 bis 1936 lebte er hauptsächlich in Paris, wo er Künstler wie Theo van Doesburg, Piet Mondrian, Robert & Sonja Delaunay sowie Jean Arp & Sophie Täuber-Arp kennenlernte und Anschluss an die künstlerische Avantgarde der Zeit fand. Im Sommer 1936 emigrierte Glarner nach New York, wo er wiederum regen Kontakt zu Piet Mondrian - nach dem Tod Doesburgs mittlerweilen Haupt des internationalen Konstruktivismus -  pflegte.
Während das kompositorische Grundelement Mondrians das Quadrat war, unterteilte Glarner dieses ab den frühen vierziger Jahren in zwei Rechtecke, welche ab ca. 1945 ausserdem eine schräge Teilung von 15 Grad aufwiesen, dies sowohl in seinen Rechteck-, also auch in seinen Rundbildern.  «Die Schräge oder Neigung, die ich in meine Malerei einführte, erzeugte eine stärkere dynamische Bewegung. Obschon sie das Hauptgewicht auf der Waagrechten und der Senkrechten beliess.»[1], erklärte Glarner. Tatsächlich treffen im Gegensatz zu den rechteckigen Bildformaten in den Tondi zwei konträr ausgerichtete Raumsysteme aufeinander: der konzentrische Kreis und das horizontal-vertikal ausgerichtete Referenzsystem. Glarner selbst nannte das Kompositionsschema für seine Rundbilder eine visuelle Quadratur des Kreises.
Zur bereits bewährten Farbtrias von Rot, Gelb und Blau sowie Weiss und Schwarz kamen nunmehr zahlreiche, fein-differenzierte Graustufen, welche die primären Farbwerte zusätzlich dynamisieren.
«Mit der Schräge, mit den Grauwerten, mit dem Tondo trat Fritz Glarner in sein Reich des Relational Paintings ein. Er führte das Erfindungspotential des Neoplastizismus einen Schritt über Mondrian hinaus. »[2]
Relational Painting Tondo No. 18 ist ein hervorragendes Beispiel für Fritz Glarners künstlerische Intuition und Ausdruck eines malerischen Individualismus, welcher seiner tiefen Überzeugung entsprach, «dass wir in einer Phase der Entwicklung leben» und es in seiner Entwicklung immer wieder Momente gab «in denen etwas aufgegeben werden musste, damit etwas anderes entstehen konnte.»[3]

[1] Fritz Glarner, Vortrag zur Bezüglichen Malerei (Relational Painting), eine allmähliche Entwicklung zur wesentlichen Integration aller bildenden Kunst, gehalten an der Kunstschule Subjects of the Artist, New York, 25. Februar 1949.
[2] Margrit Weinberg-Staber, „Wirkungen und Gegenwirkungen, Fritz Glarner in Paris und New York“ in: Fritz Glarner, Ausstellungskatalog, Museo Cantonale d’Arte Lugano/Stiftung für konstruktive und konkrete Kunst Zürich/Kunsthaus Zürich/FEDA SA Lugano 1993, S. 19-39, S. 29.
[3] Ebenda