Lot 18
  • 18

Félix Vallotton, Swiss, 1865 - 1925

Estimate
610,000 - 610,001 CHF
bidding is closed

Description

  • Félix Vallotton
  • FEMMES À LEUR TOILETTE, 1897WOMEN AT THEIR TOILETTE, 1897
  • Unten rechts signiert und datiert
  • Öl auf Karton

  • 47 x 59 cm (Lichtmass)

Provenance

Bernheim-Jeune, Paris ("Femmes dans intérieur", 1907 vom Künstler gekauft)
Albert C. Barnes, Philadelphia
Galerie Moos, Genève (1945)
Edouard Troester, Genève
Musée de l'Athénée, Genève
Privatbesitz, Schweiz

Exhibited

Paris, Galerie Vollard, Exposition des oeuvres de MM. P. Bonnard, M. Denis, Ibels, G. Lacombe, Ranson, Rasetti, Roussel, P. Sérusier, Vallotton, Vuillard, 1897, Nr. 63 (Femmes nues)
Paris, Galerie Bernheim-Jeune, Nus, 1910, Nr. 120 (Femmes d'intérieur)
London, Grafton Galleries, Manet and the Post-Impressionists, 1910-11, Nr. 102 (Femmes (Le Tub))
Buffalo, etc., Cincinnati Art Museum - Art Academy of Cincinnati Archives, French Paintings of the Twentieth Century, 1945, Nr. 75 (Femmes dans un intérieur)
Bern, Kunsthalle, Die Maler der Revue blanche, Toulouse-Lautrec und die Nabis, 1952, Nr. 147
Genève, Musée d'Art et d'Histoire, L'oeuvre gravé de Félix Vallotton (1865-1925), 1952, Nr. 95
Lausanne, Musée cantonal des beaux-arts, Artistes vaudois du XVIIIe à aujourd'hui, 1953, Nr. 10, abgebildet (Femmes nues à leur toilette)
Rotterdam, Museum Boijmans van Beuningen/Bruxelles, Palais des beaux-arts, 1954, Nr. 13 (Femmes nues à leur toilette)
Paris, Maison de la pensée française, Bonnard, Vuillard et les nabis, 1955, Nr. 164
Basel, Kunsthalle/Düsseldorf, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Félix Vallotton, 1957, Nr. 22/13
Zürich, Kunsthaus, Félix Vallotton, 1965, Nr. 40, Tafel IX (Femmes nues dans intérieur)
Paris/Charleroi, Musée national d'art moderne, Vallotton, 1966-67, Nr. 22, S. 37f.
Winterthur, Kunstmuseum etc., Félix Vallotton, 1978-79, Nr. 23, Abb. 2 (Femmes à la toilette)
New Haven, Yale University Art Gallery etc., Félix Vallotton, 1991-93, Abb. 161, S. 136, S. 157, S. 311
Zürich, Kunsthaus/Paris, Galeries nationales du Grand Palais, Die Nabis, 1993-94, Nr. 124, Abb. 17, S. 99, 101, 276

Literature

Iakov Tugendhold, Apollon, Mai-Juni 1910, S. 20
N.s., Fine Arts, Manet and the Post-Impressionists, in: The Athenaeum, London 1910, S. 599
Catalogue des photographies Druet, ca. 1910, Nr. 41837, S. 240, abgebildet (Femmes à la toilette / Le gynécée)
F(élix) F(énéon), "Dans le ring", in: Bulletin de la vie artistique (Paris), 2e année, Nr. 22, 1921, abgebildet S. 585 (Gynécée)
Hedy Hahnloser-Bühler, Félix Vallotton, II, Der Maler, Zürich 1928, Tafel XIV (Ankleideraum mit drei Akten)
Charles Fegdal, Vallotton, Paris 1931, Abb. 6 (Femmes à leur toilette)
Maurice Denis, L'époque du symbolisme, in: Gazette des beaux-arts, 1934, S. 173, Abb. 8
Francis Jourdain, Félix Vallotton, Avec une étude d'Edmond Jaloux, Genf 1953, Abb. 12 (deutsche Ausgabe, Zürich 1967, Abb. 21)
Rudolf Koella, Félix Vallotton, Ausstellungskatalog, Winterthur 1978,  S. 47, abgebildet
Günter Busch et al., Félix Vallotton, Leben und Werk, Frauenfeld 1982, S. 138, abgebildet (französische Ausgabe, Lausanne 1985, Abb. 31)
Ashley Saint James, Félix Vallotton, The Nabi years, London 1982, S. 130, S. 247f., S. 288, Nr. 6, S. 308, Nr. 80
Monique Eleb/Anne Debarre, L'invention de l'habitation moderne, Paris 1880-1914, Architectures de la vie privée, suite, 1995, S. 214, abgebildet
Marina Ducrey, Félix Vallotton 1865-1925, l'oeuvre peint, Catalogue raisonné, Bd. II, Lausanne/Zürich/Milan 2005, Nr. 224, abgebildet (in Farbe)

Catalogue Note

Es handelt sich ohne Zweifel um eine der bedeutendsten Bildfindungen Vallottons aus dessen Nabi-Zeit, den Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts. Während die meisten in dieser Zeit entstandenen Werke nur sehr bescheidene Formate aufweisen, ist das vorliegende Bild von stattlicher Grösse, und ist auf den andern „intérieurs à figures" meist nur eine einzige Figur dargestellt, sind es hier gleich vier Figuren. Ausser drei weiblichen Akten, die alle mit ihrer Toilette beschäftigt sind, erkennt man im Hintergrund eine Zofe, die wie die entsprechende Figur auf einem 1894 entstandenen Holzschnitt Vallottons einer vor dem Spiegel stehenden jungen Frau das Unterkleid reicht. Wer diese Nackedeien sind und wo genau sie sich aufhalten, wissen wir nicht. Vallotton selber hat sich dazu nicht geäussert. Wir kennen nicht einmal den originalen Titel des Bildes, und merkwürdigerweise erscheint es trotz seiner Wichtigkeit auch nicht im eigenhändigen Werkverzeichnis des Künstlers,  dem „Livre de raison". Dass es auf einer alten Fotografie der Galerie Druet den hochgestochenen Titel „Le gynécée" (Das Frauengemach) trägt, hilft in dieser Hinsicht auch nicht weiter, denn dieser Titel stammt sicher nicht von Vallotton selber. Marina Ducrey, die Verfasserin des Werkkatalogs Félix Vallotton, vermutet, es handle sich um eine Bordellszene. Die drei nackten Frauen seien Prostituierte, die sich auf ihre Liebesdienste vorbereiten. Dazu passe auch die üppige, fast orientalisch anmutende Ausstattung des Raumes mit den vielen Spiegeln und Teppichen sowie den vor der Rückwand aufgereihten Grünpflanzen. In der Tat gibt es in der französischen Malerei des späten 19. Jahrhunderts auffallend viele Bordellszenen – man denke nur an Edgar Degas oder Henri de Toulouse-Lautrec. Und auch dort sehen die entsprechenden Interieurs oft mehr wie luxuriös eingerichtete bürgerliche Salons aus. Die Frauen aber, die darin ihrem anrüchigen Gewerbe nachgehen, werden meist als überreife und verbrauchte Kreaturen dargestellt. Bei Vallotton dagegen sind die Protagonistinnen nicht nur sehr jung, sie wirken auch so rein und unschuldig, dass es sich kaum um Prostituierte handeln kann. Deshalb darf man in diesem rätselhaften „intérieur à figures" wohl eher einen geheimen erotischen Männertraum vermuten.
1897, als das vorliegende Bild entstand, malte Vallotton noch eine ganze Reihe weiterer Interieurs mit nackten weiblichen Figuren. Auch von diesen meist sehr kleinformatigen Bildern geht immer eine stark erotische Wirkung aus, die aber nie in die Tiefen des Triebhaft-Sexuellen absinkt. „Luxe, calme et volupté", der berühmte Vers von Charles Baudelaire, scheint das geheime Motto all dieser bezaubernden Werke  zu sein.

Wir danken Dr. Rudolf Koella, Kunsthistoriker, für den Textbeitrag.